Im Laufe von 26 Jahren als Immobilienmaklerin erlebe ich ja so einiges, darum kann mich so leicht nichts mehr aus der Ruhe bringen.
Für genaue und pingelige Menschen ist dies sicher unvorstellbar. Sie bemühen sich, wenn sie einen Termin mit einem Immobilienmakler vereinbart haben, dass die Immobilie im adretten Zustand ist – für gewöhnlich ist es so.
Aufgeräumt ist relativ
Auf der anderen Seite gibt es Kunden, denen es völlig egal ist, wie es bei ihnen daheim aussieht. So geschehen bei einer Mutter von 3 Kindern, die mit mir ein Haus besichtigt haben und von ihrem derzeitigen Haus, welches inzwischen zu klein geworden war, schwärmte. Sie bat mich, ihr derzeitiges Haus anzusehen und zu bewerten. Sie verschob einmal den Termin, weil die Kinder noch zusammenräumen wollten.
Doch es waren nicht die Kinderzimmer, die mich entsetzten. Trotz Bemühungen waren diese mit Bergen von Gewand am Boden, welches überall verstreut lag, belegt. Das Schlafzimmer der Eltern diente anscheinend als Rumpelkammer, denn Kisten standen am Bett und auch sonst herum. Die Küche sah aus, als wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Alles voll mit schmutzigem Geschirr und während der Besichtigung meinte die Dame des Hauses, ich könne gerne herumgehen und mir alles ansehen, sie räume inzwischen den Geschirrspüler aus.
Letztlich kam mit diesem Kunden kein Kauf zustande, da sie doch in ihrem liebgewonnen Haus bleiben wollten. Mir war es nur recht, denn dieses Haus hätte ich nicht verkaufen wollen. Es ist sehr schwer, solchen Kunden zu erklären, dass bei einem Verkauf alles entsprechend aufgeräumt und gereinigt werden muss.
Unverhofft kommt oft und kommt auch bei Besichtigungen vor
Ein anderes Mal vergaß mein Verkäufer auf unseren ausgemachten Termin. Ich hatte einen Schlüssel zu der zu verkaufenden Wohnung, die noch bewohnt war. Es war ausgemacht, dass ich immer vor Besichtigungen ein SMS schicke, damit er wisse, wann ich mit Kunden vorbeikomme. Doch einmal funktionierte dies nicht, denn der Eigentümer vergaß, seinen Mitbewohner über diesen Termin zu informieren.
In der Früh stand ich mit meiner Interessentin vor der Tür der Dachwohnung. Als ich nicht aufsperren konnte, läutete ich mehrmals. Schlaftrunken und nur in Shorts bekleidet, wurde geöffnet. Der Mitbewohner war überrascht, dass ich die Wohnung besichtigen wollte, weil er von keinem Termin etwas wusste. Trotzdem lies er mich in die Wohnung, was er sehr rasch bereute. In der Nacht dürfte partytime gewesen sein. Es lagen Spielekarten für erwachsene Männer herum und die Wohnung war in einem leicht verwüsteten Zustand. Meine Kundin und ich nahmen es mit Humor, besichtigten die ansonsten sehr schöne Wohnung und verabschiedeten uns von dem verdutzten Mitbewohner. Draußen vor der Tür konnten wir beide uns ein Lächeln nicht verkneifen.
Verständnis ist der Schlüssel
Scheidungsfälle können auch recht spannend sein. Beim Verkauf eines Hauses kontaktierte mich zuerst der männliche Eigentümer und wir vereinbarten einen Termin vor Ort, damit ich mir das Haus ansehen konnte. Dies gestaltete sich schwierig, weil mich die weibliche Seite nicht ins Haus lassen wollte. Sie beschimpfte ihren Mann. Dank meiner Mediatorausbildung schaffte ich es, dass sich die Exgattin beruhigte und ich doch noch Fotos anfertigen konnte. Als ich den Auftrag bekommen hatte, hatte ich vermehrt mit der Exfrau zu tun, da diese noch mit der Tochter im Haus wohnte. Da ich mit ihr viele lange Gespräche führte, verstand ich auch aus ihrer Sicht, warum sie so aufgebracht war – der Mann lebte inzwischen mit seiner neuen Freundin woanders und sie fühlte sich mit dem Problem des Hausverkaufs alleingelassen und überfordert. Ich unterstützte sie, wo ich nur konnte, half ihr bei der Wohnungseigentumsbegründung und letztlich konnte das Haus sehr rasch zu einem sehr guten Preis verkauft werden.
Zuletzt noch ein Erlebnis, als mich ein Kunde bat, sein Haus in Klosterneuburg zwecks Bewertung für den Verkauf zu besichtigen. Als ich läutete öffnete mir ein Mann im Bademantel. Also da war sogar ich etwas verwirrt!