Mir ist bewusst, dass der Schlüssel zum Erfolg oft in Geduld und Ausdauer liegt. Weiters ist es beim Verkauf wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. So ein guter Zeitpunkt ist meist vor Weihnachten. Verkäufer möchten ihre Immobilie noch im alten Jahr los werden und keine monatlichen Belastungen im neuen Jahr haben. Oft werden kurz vor Jahresende Abschlüsse möglich, die unter dem Jahr nicht zustande gekommen wären. Vor einem Jahr, kurz vor Jahresende, hatte ich so einen Verkaufsfall.
In der Nachbarortschaft hatte ich ein hübsches Haus zu verkaufen. Allerdings erwartete sich die Verkäuferin einen recht hohen Verkaufspreis. Das wäre nicht weiter ein Problem gewesen, da das Haus einige Schmankerl aufwies, die ein anderes Haus nicht bieten konnte. Allerdings gab es auch einen Haken: Das Haus stand auf Baurechtsgrund, also kein Eigengrund. Meist sind solche Grundstücke günstiger, da wie bei einem Pachtvertrag dafür extra ein Baurechtszins zu bezahlen ist. Das viel größere Problem war aber, dass viele Banken ein Problem mit der Finanzierung von Baurechtsgründen machten bzw. nicht finanzierten.
Für dieses wirklich sehr adrette und gut ausgestattete Haus fand sich rasch ein junges Pärchen, welches sich sofort in dieses Haus verliebten. Außerdem wäre das Haus ihr erstes gemeinsames Zuhause und sie wollten sich unbedingt den Traum vom eigenen Haus verwirklichen. So nahmen sie auch mein Angebot, zu einem Finanzierungsberater, mit dem wir zusammenarbeiten, gerne an. Aufgrund ihres jungen Alters und daher nicht so hohem Einkommen, fiel die Finanzierungszusage schlechter aus als erwartet und der von der Verkäuferin erwünschte Kaufpreis konnte nicht erzielt werden. Da die Bank einen Baurechtsgrund nicht finanzieren wollte, wurde die Option ausgeschöpft, das Grundstück käuflich zu erwerben, was auch möglich war. Dafür wurden allerdings weitere finanzielle Sicherstellungen benötigt.
Kurz: Es gab etliche persönliche Zusammenkünfte, gemeinsam mit der Verkäuferin und deren Mutter, die ihre ebenfalls noch recht junge Tochter, die das Haus geerbt hatte, mental und ratschlag-mäßig unterstützen wollte. Wir näherten uns immer mehr dem erwünschten Kaufpreis an, aber irgendwann war einmal Schluss und alle Parteien schalteten auf stur. Letztlich ging es allerdings nur mehr um wenige Tausend Euro, weshalb üblicherweise ein Kaufpreis nicht mehr platzt.
Um das Ganze im alten Jahr noch abschließen zu können, schlug ich eine allerletzte Kaufbesprechung mit allen Beteiligten am 31.12. vor. Wir trafen uns um 9.00h bei mir im Büro. Um eine gute Stimmung zu erzeugen, bereitete ich ein ausgiebiges Frühstück vor. Dies erzielte auch eine gute Wirkung und ein gutes Klima.
Um 15.00h brachte ich das Ganze zu einem positiven Ende. Jeder gab noch ein bisschen nach und mit einem schriftlichen Kaufanbot, welches auch von der Verkäuferin sofort gegengezeichnet wurde, konnte der Verkaufsabschluss noch im alten Jahr positiv besiegelt werden. Noch am selben Tag beauftragte ich den Notar mit der Errichtung des Kaufvertrages.
Mir teilte der Notar mit, dass ev. für einen Teil die Immobilienertragssteuer anfallen könnte, obwohl dieser Tatbestand von vornherein abgeklärt worden war und kein Thema mehr war. Es musste daher vor Unterzeichnung noch ein Gutachter beauftragt werden, der diesbezüglich eine Schätzung abgeben musste. Die Bezahlung des Gutachters hätte den Kaufabschluss fast nochmals zu Fall gebracht.
Hinter dem Rücken der Parteien diskutierte ich dies nochmals mit dem Notar, da die Verkäuferin nicht bereit war, noch einen einzigen Euro mehr zu bezahlen.
Obwohl uns der Gutachter einen wirklich guten Spezialpreis für seine Dienste machte, gab es heiße Diskussionen über die Bezahlung darüber. Ich konnte dies auch verstehen, zumal ein Gutachter vor Abschluss des Kaufanbots nie ein Thema war – das sind immer wieder diese Überraschungen, die passieren können, bevor ein Kaufvertrag unterschrieben wird.
Letztlich übernahm der Notar von seinem Honorar die Bezahlung.
So konnten wir alle doch noch einen schönen Silvester feiern!